wohnhaus 2008 harle architekt fürth nürnberg

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Haus Stoll: Wohnhaus bei Nürnberg

Der Ort
Das Grundstück liegt in einem kleinen Vorort südlich von Nürnberg, angrenzend an die Nachbarstadt Stein. Es handelt sich um ein altes Straßendorf mit teils denkmalgeschützten Wohn- und Gewerbegebäuden. Geprägt wird der Ort durch den Flusslauf der Rednitz, den Flussauen und dichtem Mischwald im Norden. Ein Großteil der Landschaft und Vegetation ist als schützenswert eingestuft.

Die Standortsuche
Bauherren und Architekt haben im Vorfeld gemeinsam nach geeigneten Standorten für die Realisierung des gemeinsamen Projektes „Wohnhaus Stoll“ gesucht. Schon bei der ersten Begehung des damaligen „Dschungel“ beeindruckte das Charisma des Ortes und führte letzlich zur Auswahl:
Der gewachsene alte Baumbestand sollte weitestgehend erhalten bleiben, der Naturschutzraum der Flussraumvegetation nicht verändert werden und eine alte Flusskanalisation nicht überbaut werden. Neunzig Prozent des Grundstückes waren als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen.

Das Konzept
Der Ort war in seiner Natürlichkeit und „Wildheit“ zu belassen. Das Gebäude fand seinen Platz zwischen den Naturdenkmälern. Der notwendigerweise neu anzulegende Vegetationsraum wurde so vorbereitet, das das natürliche Grün die Verletzungen durch die Baumaßnahme wieder überwuchern konnte.
Die Herausforderungen des Hochwasserschutzes wurden in die Entwurfs- und Konstruktions-arbeit als Leitgedanke integriert. Das Haus scheint über dem Gelände zu schweben und dockt nur punktuell an den Grünraum bzw. Stadtraum an. Einfallende Wassermassen können sich ungehindert ausbreiten.
Das konstruktive Gefüge bildet sich auf einer fest umrissenen Grundform ab. Die räumliche Begrenzung schafft die Form und den Hintergrund für die Natur. Die Materialien dürfen eine Patina auf der Oberfläche entwickeln oder bilden mit Präzision und Oberflächenglanz ein Spiegelbild der Umgebung ab.
Das Licht der Tages- und Jahreszeiten erzeugt Schattenspiele auf der Betonfassade und bestimmt die Atmosphäre der Innenräume.

Raumkonzeption
Das Erdgeschoss öffnet sich maximal zum Grünraum, lediglich Nebennutzräume liegen hinter einer Sichtbetonwand. Eingeschnittene Terrassen bilden Beobachtungspunkte für die Umgebung. Große Schiebeelemente ermöglichen die Öffnung des Erdgeschosses im Sommer. Die zentrale Feuerstelle bildet den Mittelpunkt in der kalten Jahreszeit.
Die Rückzugsräume befinden sich im Obergeschoss. Die Schlafräume und das große Bad mit Hauswirtschaftsraum sind über einen Schrankflur zu erreichen. Die großzügigen Lochfenster sind so angeordnet, das sie den Außenraum fokussieren und aufgrund der niedrigen Brüstungshöhe als Lesebänke genutzt werden können.
Zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität wurde besonderer Wert auf die akustische Gestaltung der Räume gelegt. Das gewünschte minimalistisch Konzept aus Glas-, Beton- und Holzoberflächen durfte dabei nicht in seiner Anmutung gestört werden. Die Optimierung der Raumporpotionen, der Absorbtions- und Diffusionsflächen ermöglicht nahe zu optimale Bedienungen für das tägliche „Miteinander“ und den Genuss von Musik –und Filmereignissen.

Konstruktion
Das Einfamilienhaus wurde als ein- und zweischalig tragende Sichtbetonkonstruktion mit eingehängten Stahlbetonflachdecken ausgebildet. Die thermische Trennung verläuft am Auflagerrand der mit speziell entwickelten Stahleinbauteilen angeschlossenen Deckenplatten.
Zur Gewährleistung des homogenen über alle Fassaden gleich ausgerichteten Schalungsbildes wurden die einzelnen Außenwände nacheinander über beide Geschosse geschalt und jeweils an einem Stück betoniert. Nach Errichtung der vier Außenfassaden und der tragenden Innenwände wurden die Decken nachträglich zwischen die Außenwände betoniert.
Um die, wasserrechtlich geforderte, Unterströmung im Hochwasserfall zu gewährleisten, wurde das zweigeschossige Gebäude zum Fluss hin über Stützen aufgeständert und punktförmig gegründet.

Energiekonzept
Bei der Festlegung des Energiekonzeptes gab es zwei Ziele: Zum einen den Primärenergiebedarf durch die Nutzung nahezu CO2-neutraler Energielieferanten auf ein Minimum zu senken und zum anderen die maximale Unabhängigkeit von öffentlichen oder privaten „Energieversorgern“. Die geografischen Voraussetzungen zeigten sich optimal für den Einsatz einer Erdwärmepumpe zur Erzeugung des Wärmebedarfs. Die Optimierung dieser Kriterien wurde bei der Variantenuntersuchung auch im Hinblick auf ein ausgewogenes Raumklima ohne mechanische Belüftung bewertet. Die Verteilung der Wärme im Haus erfolgt ausschließlich durch eine Fußbodenheizung.

Wärmeschutz
Winterlicher Wärmeschutz
Zur Reduzierung des Endenergieverbrauches nutzt das Gebäude solare Wärmegewinne (im Winter) durch die nach Süden orientierten Verglasungen des Wohnbereiches in Verbindung mit dunklen Estrichflächen im Erdgeschoss und die Anordnung der niedrig temperierten Nebenräume als klimatischen Puffer nach Norden. In der Summe ergibt sich eine deutliche Unterschreitung der nach der ENEV zulässigen Werten der Transmissionswärmeverluste. Der Gesamtwärmebedarf liegt bei maximal 30 W /m2 mit einem Anteil des Primärenergiebedarfes von nur 25%.

Sommerlicher Wärmeschutz
Der große Anteil an bestehenden Laubbäumen im Süden und Westen gewährleisten einen ausreichenden und temporären sommerlichen Wärmeschutz. Zusätzlich sorgt die mögliche Querlüftung über die Schiebeelemente der Fassade für zusätzliche Kühlung bei Temperaturspitzen.